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Darmstadt, 17. September 2018 |

Autonomes Fahren bringt neue Herausforderungen an Fahrkomfort mit sich

Autonomes Fahren ist eines der größten Trendthemen der Automobilbranche und hat das Potential, in den kommenden Jahren das Autofahren zu revolutionieren. Ziel des ist es, den Verkehrsfluss sicherer und effizienter zu gestalten sowie die Umwelt zu schonen. Ob das autonome Fahren künftig tatsächlich massentauglich wird, wird sich zeigen; Fahrer und Mitfahrer hätten dann während der Fahrt Zeit für andere Dinge und die Anforderungen an den Fahrkomfort sowie die Wahrnehmung des Fahrerlebnisses ändern sich damit signifikant. Dies stellt nicht nur die Hersteller vor Herausforderungen, sondern auch die Zulieferer. Schwingungstechnik kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Frage: Autonomes Fahren soll künftig ein fester Bestandteil unseres Alltags werden. Bis zur Massentauglichkeit ist es noch ein langer Weg, denn die notwendigen Technologien sind hochkomplex und die aktuellen Feldversuche einiger Hersteller stecken noch in den Kinderschuhen. Welche Herausforderungen sehen Sie auf die Automobilbranche zukommen?

Antwort: Autonomes Fahren ist tatsächlich hochkomplex und die erfolgreiche Umsetzung wird von vielen Faktoren beeinflusst. Eine besondere Herausforderung entsteht, da es ein komplett neues Thema für die Branche ist. Es gibt keine Historie oder Daten, auf die Hersteller und Zulieferer bei der Entwicklung von Produkten und Technologien zurückgreifen können. Dazu fehlen die Erfahrungswerte, wie sich das autonome Fahren tatsächlich mittel- und langfristig auf das Fahrerlebnis und -empfinden auswirken werden. Doch genau das ist es, was das Thema so interessant macht und unsere Ingenieursleidenschaft weckt: Wir arbeiten weltweit eng mit unseren Kunden zusammen, um in unserer schnelllebigen Branche Lösungen für aktuelle und künftige Mobilitätsherausforderungen zu finden. Die Basis bildet unsere umfassende Expertise, das umfangreiches Produktportfolio und unser Verständnis des gesamten Fahrzeugsystems; in Kombination mit ausgiebigen Testverfahren und Simulationen sowie der Entwicklung von passenden Materialien und Prototypen können Szenarien beim autonomen Fahren und deren Einfluss auf das Fahrerlebnis sehr realistisch simuliert werden. Fest steht: Müssen Fahrer und Passagiere sich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren, werden sie die Zeit während der Fahrt anders nutzen, beispielsweise das In-Car Entertainment-System genießen, Zeitung lesen oder arbeiten. Genau hier liegt eine der großen Herausforderungen für uns als Anbieter von NVH-Lösungen, denn die Zeit kann nur angenehm genutzt werden, wenn man nicht gegen Unwohlsein ankämpfen muss oder durch Vibrationen und Geräusche gestört oder abgelenkt wird. Dabei können die Systeme noch so vernetzt, die Sicherheitstechnik noch so ausgefeilt sein, autonomes Fahren wird nur dann akzeptiert werden, wenn sich die Passagiere während der Fahrt auch wohl und sicher fühlen. Hier kann Schwingungstechnik einen entscheidenden Beitrag leisten.

Frage: Inwiefern spielt Schwingungstechnik in diesen Bereich, der mehrheitlich durch computergesteuerte Technologien geprägt ist, eine Rolle?

Antwort: Im Prinzip leistet die Schwingungstechnik einen Beitrag für die erfolgreiche Umsetzung von Trends wie dem autonomen Fahren – sie ist maßgeblich für den Fahrkomfort. Denn Fahrkomfort fängt nicht erst bei der Ausstattung oder dem Interieur eines Fahrzeugs an, sondern schon beim Fahrwerk. Durch den Antrieb und Straßenunebenheiten entstehen Geräusche und Vibrationen, die sich spürbar auf den Komfort an Bord auswirken. Abhilfe schaffen Lösungen wie Lager, Federn, Dämpfer, Tilger oder Luftfedern. Momentan stellt die Fahrwerkabstimmung den Fahrer in den Mittelpunkt. Sie definiert die Dynamikeigenschaften und das kaufentscheidende Fahrgefühl. Aber sobald das Fahrzeug autonom fährt, muss sich diese Abstimmung komplett verändern und passive Mitfahrer in den Mittelpunkt stellen. Das ist ein notwendiger Paradigmenwechsel, damit autonomes Fahren überhaupt als angenehm empfunden wird. Schaltbare Luftfedersysteme können hier Abhilfe schaffen: Zum einen hält die Luftfeder das Fahrzeug auf einem konstanten Niveau – egal, wie schwer es beladen ist. Zum anderen kann der Fahrer sein Fahrwerk individuell einstellen und beispielsweise zwischen einem straffen Sportfahrwerk und einer komfortablen Abstimmung wählen. Dank intelligenter Schaltung sind bei uns sogar bis zu vier verschiedene Härtegrade möglich. Insbesondere in der Übergangszeit von halbautonom zu vollständig autonom kann der Fahrer somit sich selbst oder die Mitfahrer in den Fokus rücken und den Fahrkomfort entsprechend beeinflussen.

Frage: Ein wichtiger Faktor beim autonomen Fahren wird auch das In-Car-Entertainment sein. Auch hier spielen Vibrationen und Geräusche eine entscheidende Rolle beim Nutzererlebnis. Welche Lösungen bietet Schwingungstechnik hier?

Antwort: Immer mehr Fahrzeuge sind mit Entertainment-Systemen für die Passagiere auf der Rückbank ausgestattet. Aber die Qualität des Film- oder Gaming-Erlebnisses hängt nicht nur vom Inhalt, sondern auch von den Vibrationen des Fahrzeuges ab. Bewegungen werden auf den Vordersitz und somit auch auf die Geräte selbst übertragen, da diese meist im Sitz oder der Kopfstütze integriert sind. Das Ergebnis sind sichtbare Vibrationen und somit ein eingeschränktes Unterhaltungserlebnis. Dies kann bei den Passagieren auf der Rückbank zu Unwohlsein oder gar Übelkeit führen. Abhilfe schaffen maßgeschneiderte, modulare Sitztilger mit Gummielementen. Diese werden speziell auf den Sitz abgestimmt und in die Rücksitzlehne verbaut. Die Vibrationen des Sitzes, gerade wenn niemand auf ihm sitzt, werden somit deutlich reduziert.

Frage: Sprachassistenten sind ein Trend, der beim autonomen Fahren sicherlich noch an Bedeutung gewinnen wird, um das Fahrerlebnis noch einfacher und komfortabler zu gestalten.

Antwort: Davon gehen wir ebenfalls aus. Bereits jetzt finden immer mehr Sprachassistenten den Weg in die Fahrzeuge. Per Sprachbefehl Nachrichten vorlesen lassen und verfassen, das Navi bedienen, Anrufe annehmen oder tätigen sowie den Lieblingssong aufrufen und in der gewünschten Lautstärke abspielen – all das soll künftig zum Alltag gehören. Doch damit die dafür nötigen, integrierten Mikrofone den Nutzer auch immer sicher verstehen können, ist Schwingungstechnik notwendig. Sie isoliert und dämpft störende Geräusche und Vibrationen, die durch den Antrieb oder Straßenunebenheiten, entstehen. Motorlager isolieren beispielsweise die Vibrationen, die beim Anlassen des Fahrzeugs entstehen, und verhindern bzw. reduzieren während der Fahrt Dröhngeräusche und Lastwechselschläge. Unerwünschte Schwingungen und Vibrationen des Antriebs kommen so erst gar nicht beim Fahrer und auch nicht bei den Mikrofonen an.

Autonomes Fahren und Schwingungstechnik gehen in mehreren Bereichen Hand in Hand. Wir sind bereit für die Mobilitäts- und NVH-Herausforderungen von morgen. Der Fahrkomfort wird bei der Entwicklung eine entscheidende Rolle spielen.

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